Foto: © Jen Squires
Die mehrfach preisgekrönte kanadische Sängerin, Songwriterin und Bandleaderin ANN VRIEND (AV) beeindruckt mit einzigartigen vokalen und instrumentalen Fähigkeiten, kompositorischer Finesse und trifft mit ihrer universellen Botschaft für Toleranz und Empathie direkt ins Herz.
Kürzlich veröffentlichte AV ihre nunmehr neunte Studioproduktion, das Album EVERYBODY MATTERS und gleichzeitig die neue Single mit dem titelgebenden Song. Ihre kraftvolle Musik hat ihr bereits mehrere Top 10 Positionen in den internationalen Charts sowie regelmäßige Radiopräsenz in ganz Kanada beschert. Sie ist zweifache Preisträgerin des Cobalt Music Prize bei den Maple Blues Awards und wurde ebenfalls mit dem Preis R&B/Soul Recording of the Year bei den Edmonton Music Awards ausgezeichnet. Ihre neueste Single “EVERYBODY MATTERS” debütierte, samt dem zugehörigen Video beim renommierten Fernsehsender CBC, in der am längsten laufenden kanadischen Blues-Radiosendung, Saturday Night Blues, moderiert von Holger Petersen.
Ann Vriend gab 2 Konzerte am 30.04.22. und 01.05.22 in Weimar
Das Video zum Song wurde im vergangenen Sommer gedreht, als AV den ganzen Frühling und Sommer über jede Woche am Sonntag Konzerte auf ihrer Veranda gab. Im Laufe der Zeit nahm sie Special Guests hinzu, die ihre eigene Musik spielten – einige aus der Nachbarschaft, andere aus der Ferne –, und jede Woche kam immer mehr Publikum aus der Umgebung sowie aus anderen Stadtteilen hinzu. Viele der Bewohner des Stadtteils bekamen endlich wieder ein Gefühl des Gebrauchtwerdens und des Stolzes, als sie beim Auf- und Abbau der Konzerte mithalfen. Schließlich kamen sogar Teams von Nachrichtensendern vorbei und, neben Menschen aus anderen Stadtteilen, sogar lokale Mitglieder der gesetzgebenden Versammlung.
AV wohnt in Edmonton, im McCauley-Viertel: Eine Gegend, die für Obdachlosigkeit, Drogensucht und vor allem ihre Stigmatisierung bekannt ist. Weil sie aus erster Hand miterlebt hat, wie ihre Gemeinde behandelt wird, begann AV Songs über ihre Beobachtungen zu schreiben, was schließlich zur Geburt von „EVERYBODY MATTERS” führte. Ihr Sound ist eine Mischung aus ihren musikalischen Einflüssen, darunter Aretha Franklin und Amy Winehouse, und ihre zum Nachdenken anregenden Texte erinnern an die sozial bewussten Lyrics von Curtis Mayfield und Paul Simon, um nur wenige zu nennen.
Wir sprachen mit ANN VRIEND über einige der Schlüsselsongs ihres Programms und natürlich über den Titelsong ihres neuen Albums:
Wovon handelt der Titelsong Ihres neuen Albums “EVERYBODY MATTERS”, können Sie etwas mehr darüber erzählen?
AV: “Der Song ist ein energiegeladenes, ‚old-school‘ Gospel/Blues-Stück mit dem Klatschen der Gemeinde als durchgehenden rhythmischen Puls. Der Text ist eine lange Liste von gegensätzlichen Vorstellungen darüber, wie die Vorstellung der ‚1. Welt‘, dass jeder Mensch zählt, aussehen soll: Lebenserhaltung, billige Konsumgüter, die woanders hergestellt wurden, und reiche Menschen, die Schlagzeilen machen – und im Gegensatz dazu die Lebenswirklichkeit der restlichen Welt: Hunger, Sklavenarbeit, wenig bis gar keine Aufmerksamkeit durch die Medien. Die Beobachtung, die ich gemacht habe, deutet darauf hin, dass bei der Aussage ‚Jeder zählt‘ (Everybody Matters) in einer gierigen Klassengesellschaft einige mehr (oder auch viel mehr) zu zählen scheinen, als andere. Zum Ende des Songs gesteht der Text ein, dass sogar die Bewohner der Länder in der ‚1. Welt‘ Besorgnis darüber verspüren, unbedingt vorwärts kommen zu müssen, das geht einem bis ins Mark – und es tut sich beim Zuhörer die Frage auf, ob es tatsächlich möglich ist, Menschenrechte zu respektieren UND gleichzeitig an die bedingungslose, nicht hinterfragte, grenzenlose Gier des unersättlichen Materialismus zu glauben.”
Ein Highlight ihres Programms ist auch der Song “IT’S HAPPENING” …
AV: “”IT’S HAPPENING” haben wir am 4. Juni 2018 mit dem Schülerchor der Sifton Elementary School aufgenommen. Sifton Elementary ist eine Grundschule im Norden meiner Heimatstadt Edmonton, in dem einige SchülerInnen leben, die aus Kriegsgebieten oder verarmten Verhältnissen stammen und/oder traumatisiert sind. Die Finanzierung dieser Aufnahme wurde durch einen anonymen Spender ermöglicht, der die SchülerInnen gemeinsam mit mir bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung am 4. Mai 2018 gesehen hatte und so beeindruckt war, dass er sofort vorschlug, diese Zusammenarbeit auf CD festzuhalten. Eine Woche später gewährte er großzügigerweise die Mittel zur Finanzierung. So kam es also, dass die SchülerInnen einen Monat nach ihrer Debut-Performance gemeinsam mit mir und ihrem Produzenten und Videographen Tino Zolfo den Song im Studio aufnahmen und das Video dazu drehten. Vorangetrieben von einem ebenso unaufhaltsamen wie einnehmenden Klaviergroove beginnt der Song mit nur einer griffigen, sich wiederholenden Note auf dem alten Wurlitzer und dann kommt meine Stimme. Man müsste schon ein Roboter sein, um in dem Moment keine Gänsehaut zu bekommen, in dem die hoffnungsvollen Kinderstimmen, von neuen Akkorden unterstützt, hinzukommen. Der Text beschreibt das Überwinden von harten und unfairen Umständen – jene im Norden Edmontons sowie in schwierigen Stadtbezirken, die stellvertretend für die weltweite Bewegung gegen eine übermäßig wohlhabende Elite stehen. Die Kinder im Chor von „IT’S HAPPENING“ sind der lebende Beweis dafür, dass die Entwicklung hin zu einer von mir besungenen Gesellschaft mit mehr Inklusion und ethischen Werten bereits geschieht.”
Und sicher einer ihrer berühmtesten Songs ist “WHEN IT’S YOU”..?
AV: “Dies ist ein geheimnisvoller Song, der vor dem Zerbrechen einer langjährigen Beziehung entstanden ist und dessen Text ein Paar beschreibt, das durch eine schwere Zeit geht – sowohl in ihrer Beziehung, als auch in einer schwierigen Welt, und wie diese Phase die Leichtigkeit und Freude in der Partnerschaft beeinflussen kann:
„Die harte Schule des Lebens setzt uns zu
Die Welt ist schön, aber grausam
Ich frage mich, wie viel ich noch ertragen kann
Und wenn mich die Traurigkeit befällt,
Und wenn ich die Nachrichten ansehe,
Stoße ich sogar dich weg von mir.“
AV: “Es ist ein Song darüber, was es heißt, unbewusst diejenigen zu verletzen, die man am meisten liebt, wenn man selbst unter Stress und Angst leidet; eine berührend groovende Ballade in Moll, geschrieben am Ende einer langen Beziehung inmitten politisch und wirtschaftlich schwerer Zeiten. Sie beginnt und endet mit einem sich steigernden mehrstimmigen Klagen, das rückwärts erklingt und welches auch während des Songs noch einmal erscheint, als Symbol für die Selbsterkenntnis als verletzender Part und zugleich Unfähigkeit, etwas dagegen zu tun.
Gleichzeitig herrscht ein langsamer, aber dennoch dynamischer Groove als Hommage an sinnliche R&B-Songs vor, der das Publikum unbewusst daran erinnern soll, dass dies noch immer ein Liebeslied ist, das die vielschichtigen Spannungen moderner Partnerschaften widerspiegelt – die Sehnsucht nach Intimität einerseits, und die Herausforderung andererseits, in die Welt hinauszugehen und sich ihrer oft harten Realität zu stellen.”
2019 hatten Sie mit dem Song “HURT PEOPLE HURT PEOPLE” gerade in Deutschland einen riesigen Radiohit. Erzählen Sie bitte davon, worum es Ihnen da genau geht.
AV: “Titel und Refrain-Text (“HURT PEOPLE HURT PEOPLE” – „Verletzte Menschen verletzen Menschen“) stammen von einer Wendung aus der Pop-Psychologie, auf die ich vor ein paar Jahren gestoßen bin und die den nur schwer zu durchbrechenden Kreislauf von Missbrauch beschreibt. Für mich ist dies die Ursache für einen großen Teil des Leides in der ganzen Welt sowie innerhalb des Mikrokosmos meines oben beschriebenen Wohnviertels McCauley.
Der Song hat drei Strophen, von denen jede einen anderen Charakter beschreibt, der selbst verletzt wurde und anderen wehtut: Ein schwer abhängiger Junkie, der mich in meinem eigenen Heim ausraubt (nach einer wahren Geschichte), ein von ihrem eigenen Vater geschwängertes Mädchen, das eine Abtreibung erhält und zuletzt ein Kindersoldat und Kriegswaise, vielleicht in einem Krieg um Rohstoffe, der letztendlich die Waffe gegen die Zuhörer richtet. Die Musik geht durch die Schlichtheit der Klavierbegleitung und der sich wiederholenden Melodie in den Strophen und im Refrain unter die Haut. Er baut sich nur subtil bis zur Bridge auf, in der das lyrische Ich des Songs plötzlich in einem Sturm der Vergeltungssucht ausbricht: „Ich wünschte, ich könnte das wiedergutmachen, was dir widerfahren ist, und ihnen in den Kopf schießen!“ Doch dann realisiert dieses Ich sogleich: „Aber sie selbst waren vermutlich auch nur zart wie eine Eierschale – und so geht der Kreislauf weiter, und wir sind stattdessen Kollateralschäden.“ Beim Erreichen der dritten Strophe erkennen wir schließlich die Schwere des Themas, von dem wir alle betroffen sind, dass dies ein Lied über uns alle ist, und dass es schwerer ist als gedacht, diesen Kreislauf von häuslicher Gewalt zu durchbrechen – aber dass dies der einzige Weg ist. An diesem Punkt reduziere ich die Phrase nur noch auf das Wort „People“ und versuche damit Hoffnung darauf zu geben, dass wir trotz allem die Menschlichkeit ineinander erkennen, auch wenn auf diesem Planeten Unmenschliches passiert.”
Einer Ihrer weiteren Schlüsselsongs heißt “FLAME” – Ein Titel auch auf Ihrer EP von 2019.
AV: “„FLAME“ wurde am 1. Juni 2018 mit SchülerInnen der Musikklasse der Highlands Junior Highschool aufgenommen. An dieser Schule im zentralen Nord-Edmonton sind viele SchülerInnen aus schwierigen und/oder unterprivilegierten Verhältnissen. Die Finanzierung dieser Aufnahme wurde durch einen anonymen Spender ermöglicht, der die SchülerInnen gemeinsam mit mir bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung am 4. Mai 2018 gesehen hatte und so beeindruckt war, dass er sofort vorschlug, diese Zusammenarbeit auf CD festzuhalten. Eine Woche später gewährte er großzügigerweise die Mittel zur Finanzierung. So kam es also, dass die SchülerInnen einen Monat nach ihrer Debut-Performance gemeinsam mit mir und ihrem Produzenten und Videographen Tino Zolfo den Song im Studio aufnahmen und das Video dazu drehten.
Die Musik von „FLAME“ ist zutiefst vom afroamerikanischen Gospel beeinflusst, während der Text von persönlicher Befreiung handelt, wie das ermutigende Statement „Du kannst diese alte Flamme nicht unterdrücken“ beweist. Die MusikerInnen im Teenageralter, die ich ausgewählt hatte, standen noch nie zuvor in einem Aufnahmestudio und haben sich dennoch als überaus talentiert erwiesen. Sobald sie meine einfache Kombination aus Klavier und Stimme ab der zweiten Strophe ergänzen, erheben sie den Song zu großartigen Höhen.”
Mit “GONNA BE FINE” haben Sie auch einen Song für glücklich Verliebte im Programm…
AV: “Das ist für mich ein sommerlich-lässiger Song, der einem/r Verliebte/n – oder vielleicht auch uns allen – versichert, dass es trotz vielerlei Schwierigkeiten und Schmerzen dennoch in Beziehungen irgendwie klappen kann, und dass wir einander unterstützen und uns miteinander freuen können. Dank seiner vertraut groovenden Motown Basslinie und einem Refrain mit Ohrwurmcharakter ist der Song ein willkommener Sonnenstrahl nach dem verdunkelten thematischen Himmel der restlichen EP.
Mit den Schlussworten „LET’S GET AWAY“ könnte er auch als Realitätsflucht eines verliebten Paares angesehen werden, aber auch – im Hinblick auf die anderen Songs der EP – als Hoffnungsschimmer für das Durchbrechen des Teufelskreises bei „Hurt People Hurt People“ und „WHEN IT’S YOU“ oder auch Trost wie bei „FLAME“ und „IT’S HAPPENING“; als Hoffnung darauf, dass wir uns aufeinander verlassen können und den wirtschaftlichen Kreislauf von Gier auf der Welt überwinden können, wodurch wir ganzheitlicher auf diesem komplizierten Planeten existieren können.”
Das Interview mit Ann Vriend führte die Idris Media Artist Booking & Management, Christoph-Weiß-Str. 9, D-90419 Nürnberg.
Unsere Schallkultur 2022 wird von der kanadischen Soulsängerin Ann Vriend eröffnet!
Mit ihrer kraftvollen Stimme bringt Ann Vriend den Neo-Soul aus Kanada direkt in den Erbenhof Weimar. Erleben Sie eine Sängerin, die nicht nur mit ihrem Talent als Komponistin das Publikum überzeugt. Neben ihrer einzigartigen Musik ist Ann Vriend auch für ihren charmanten Umgang mit den Publikum bekannt – nicht zuletzt durch ihre Versuche, Deutsch zu sprechen.
Ann Vriend im Erbenhof:
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Die Tickets für die Veranstaltungen können Sie ganz einfach über den Online-Shop erwerben.
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Das ehemalige Berstoffsche Palais wurde bereits im 18. Jahrhundert erbaut. Heute umgibt das dreiflügelige U-förmige Palais und der Neubau im Bauhausstil den Eventplatz im Innenhof. Die Kombination aus dezenten beigen Töne mit gemütlichen Lichterspiel hüllen den Innenhof in einen atmosphärischen Mantel, welcher Gelassenheit und Wärme ausstrahlt.
In östlicher Richtung werden die Ecken des Bernschorffschen Palais mit zwei Türmchen abgeschlossen, zwischen welchen der Eingang als auch die Bühne Ihren Platz finden. In westlicher Richtung befindet sich ein moderner Anbau des Hotel Frauenplans im Bauhaus Stil. Lassen Sie sich verzaubern von der malerischen Kulisse und kraftvoll musikalischen Auftritten der Künstler.
Foto: © Moritz Weiser
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Restaurant Erbenhof
Brauhausgasse 10
99423 Weimar
(Direkt am Frauenplan)
Fotos: © Tina Peißker
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